Ja, ich nutze eine Sprache, die beide Geschlechter einbezieht und damit Gleichberechtigung zum Ausdruck bringt. Allerdings gibt es den Macho-Texter in mir (oh ja!), der innerlich die Augen verdreht und sich denkt „Oh Mann, jetzt wird das alles noch aufwändiger“. Und der Macho-Texter hat Argumente: Denn für einen guten Text reicht es nicht, aus den Ärzten einfach die Ärztinnen und Ärzte zu machen oder aus den Mitarbeitern einfach die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und so weiter und so fort. Ist das Nennen beider Geschlechter das einzige Gender-Konzept, pflügen diejenigen, die lesen, häufig durch lange Sätze und haben am Ende nur verstanden, dass der Text gendergerecht ist. Der Rest, nun ja, da muss ich den Satz noch mal lesen.
Die Erkenntnis, dass so aufbereitete Texte oftmals schlechter lesbar und schwerer verständlich sind, verleitet manche auf das Gendern im Text zu verzichten. Über eine Fußnote kaufen sie sich von der lästigen Pflicht frei. Gerade kürzlich las ich noch: „Aus Vereinfachungsgründen wurde unabhängig vom Geschlecht nur die männliche Formulierungsform gewählt. Die Angaben beziehen sich auf Angehörige jedweden Geschlechts.“ So klingen Ausreden.
Einen anderen Weg gehen diejenigen, die die Lesbarkeit verbessern, indem sie Binnen-I, Sternchen, Klammern, Schräg- oder Unterstrich nutzen, also die Leser*innen, LeserInnen, Leser(innen) Leser/innen oder Leser_innen ansprechen. Damit lässt sich einiges erreicht: Die Texte werden kürzer, das weibliche Geschlecht wird besonders hervorgehoben und Menschen, die sich nicht als eindeutig weiblich oder männlich identifizieren, sind ebenfalls mit einbezogen. Bleibt die Frage, ob es sprachlich schön ist.
Dann gibt es noch das Partizip Präsens zur Auswahl, also die Studierenden und die Geflüchteten. Das ist in der Sprechsprache bislang kaum zu finden und es klingt in meinen Ohren noch etwas aufgesetzt und künstlich. Ich bin sozusagen noch in der Anfreundungsphase. Mein innerer Macho-Texter stöhnt und wünscht sich zur Arbeitserleichterung mehr geschlechtsneutrale Begriffe wie „Mensch“. Aber den Gefallen tut ihm die deutsche Sprache auch nicht. Sogar dem Gast stellt der Duden eine Gästin zur Seite. (Was mein Textverarbeitungsprogramm übrigens rot unterschlängelt als Fehler ausweist. Da gibt’s also auch noch was zu tun.)
Meine 5 Schritte zur gendergerechten Sprache
Wie also nun gendern? Ich nutze alle Möglichkeiten (bis auf Sternchen & Co.) und mische sie nach einer Gut-Lesbarkeit-Rezeptur.
- Beide Geschlechter nennen, also Ärztinnen und Ärzte.
- Konstruktionen nutzen, wie „diejenigen, die … irgendetwas etwas tun“ oder „Menschen, die … irgendetwas tun“ oder „alle, die … sich engagieren“.
- Geschlechtsneutrale Begriffe suchen, wie Team oder Fachkräfte.
- Beispiele in einen Text einbringen, die von einem bestimmten Menschen handeln und diesen dann einfach benennen.
- Ja, und auch das Partizip Präsens.
Diese Mischung ergibt einen guten und lesbaren Text, der ganz geschmeidig beide Geschlechter miteinbezieht – wenn es auch beim Texten aufwändiger ist. Aber das ist ja mein Job – und ich habe meinen Macho-Texter gut im Griff.